Wanderung
ohne Info
Wer mag, kann dort einen Abstecher zur Burg Rheinstein auf der linken Seite des Rheins einplanen, bevor man mit dem Ausflugsdampfer am Mäuseturm im Rhein vorbei in Richtung Rüdesheim zurückschippert. Mehr Romantik als an der Eingangspforte zum Welterbe Oberes Mittelrheintal gibt es nirgendwo.
Und in der kalten Jahreszeit – dämmert der Niederwald im Dornröschenschlaf dahin? Ganz im Gegenteil. Das farbenprächtige Laub im Herbst, die vielen blätterfreien Blicke im Winter und die kräftige Frühlingssonne machen aus der Gegend ein gern besuchtes Kleinod.
Es gehörte einst dem Grafen Karl Maximilian Amor von Ostein, der das Gelände 1763 erbte. Ein Jahr später begann er mit dem Bau eines Herrenhauses, dem heutigen Jagdschloss. In den Folgejahren ließ er einen großzügigen Landschaftspark in englischem Stil anlegen.
Bei einer Winterwanderung durch den Niederwald sollte man sich in die Zeit des Grafen zurückversetzen. Die Menschen kannten nur das, was sie mit eigenen Augen gesehen hatten oder aus Büchern wussten.
Ganz wichtig: Das Niederwalddenkmal der Germania wurde erst 1883 eingeweiht, und auch die beiden Zahnradbahnen zuckelten noch nicht. Die beiden Bahnen? Selbst mancher Einheimischer weiß nicht, dass einst eine Dampflokomotive von Assmannshausen den Hang hinauf schnaufte. Sie beförderte von April 1886 bis August 1917 Gäste in den Park. Ihre Trasse ist im Wald gut zu erkennen.
Oben ausgestiegen, schlenderten die Besucher hinüber zum Jagdschloss. Von dort weist ein Weg zur Zauberhöhle, ein 60 Meter langer Gang, dessen Wände mit glitzernden Glassteinen ausgelegt war. Die gewundene Höhle mündet in die Rotunde, aus der man durch die Bäume auf Burg Rhein-steig schaute – auch heute noch ein „Wouw“-Erlebnis.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Rittersaal auf der Klippe. Von dem Felsensporn hat man einen herrlichen Blick in den Canyon des Mittelrheintales, das alpinste Tal in Mitteleuropa außerhalb der Alpen.
Von dort führt ein Pfad in wenigen Minuten zur Rossel, einer Kunstruine direkt oberhalb des Binger Lochs mit dem Mäuseturm. Nun geht es auf der Route des Rheinsteigs durch die Weinberge im Rüdesheimer Berg zum Denkmal der Germania.
Unweit entfernt steht der Niederwaldtempel. Den Blick von dort pries nicht nur Goethe als einen der schönsten am Rhein. Im Tal funkeln die Lichter des Rüdesheimer Weihnachtsmarktes der Nationen. Er ist auf der Trasse der Zahnradbahn in einer halben Stunde Abstieg leicht erreicht. Beim Glas Gühwein stimmt man Niclas Vogt zu, der seinen Studenten einst vor jeder Wanderung im Niederwald versprach: „Heute zeige ich Euch das Paradies.“
Impressionen
Rüdesheim-Assmannshausen, Bahnhof
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Rhein Main Presse
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Wolfgang Blum