Wer Rüdesheim besucht, kann leicht erkennen, warum die Vorderburg auch den Namen Marktburg bekam: Direkt am Marktplatz nämlich liegt der einstige Adelssitz einer Nebenlinie der mächtigen Herren von Rüdesheim. Heute ist allein der Bergfried der mittelalterlichen Stadtburg erhalten, die vor 1276 errichtet wurde. Ihre Baugeschichte ist nahezu ungeklärt. Bekannt jedoch ist, dass die Burganlage einst gemeinsam mit anderen befestigten Bauwerken im Stadtgebiet – wie der Brömserburg oder Boosenburg – den adeligen Herren von Rüdesheim als Heimstatt diente. Die bevorzugte Lage am Tor zum Mittelrhein ließ die Stadt seinerzeit zum einflussreichen Handelszentrum gedeihen, in dem der Adel ein recht auskömmliches Dasein zu fristen vermochte: Die Stromschnellen des „Binger Loches“ sorgten dafür, dass der größte Teil des Warenverkehrs an jener Stelle auf dem Landweg stattfand und somit durch ihre Hände lief.