Wanderung
leicht
Vom Parkplatz der Abtei St. Hildegard geht es zunächst direkt zum Klosterkomplex. „Herzlich willkommen" steht über der Tür zum Klostercafé. Genauso fühlt man sich in der großzügigen Anlage des Frauenklosters, das hier seit 1904 aus den Weinbergen aufragt. Das 1165 von Hildegard übernommene aufgelassene Kloster stand einst inmitten von Eibingen an der Stelle, wo heute die Wallfahrtskirche zum Gottesdienst und Gebet einlädt.
Beim Schlendern auf dem rosenbepflanzten Kirchvorplatz mit der anmutig wirkenden Bronzestatue der heiligen Hildegard lässt man den Alltagsstress schnell hinter sich und begibt sich in die Stille der Abteikirche. Diese ist mit farbigen Wandmalereien verziert und hat eine meditative Ausstrahlung.
Die Nonnen von Eibingen leben nach den Regeln des hl. Benedikt und in der Tradition der hl. Hildegard. Gebet und Arbeit kennzeichnen ihr Leben. Im Klosterladen bekommt man einen kleinen Eindruck, was hier geleistet wird. Wein, Dinkel, Honig, Teemischungen, Gewürze, Heilkräuter nach dem Wissen von Hildegard werden zum größten Teil selbst hergestellt. Der Laden vereint sehr stilvoll Kunst und Religion. Auch die Vinothek mit den klostereigenen Weinen ist einen Besuch wert.
Für die Eibinger ist „ihre" Hildegard schon immer „heilig" gewesen, obwohl sie erst 2012 offiziell heiliggesprochen wurde. Sie ist allgegenwärtig: Im Kloster auf dem Berg, der Wallfahrtskirche mit dem Schrein der Reliquien in Eibingen, an vielen Wegkreuzen in den Weinbergen – und bei kirchlichen Feierlichkeiten, insbesondere dem Hildegardisfest zu ihrem Todestag am 17. September.
Wer vom Klostercafé entlang der Mauer in Richtung Niederwald schlendert, dem öffnet sich am Ende der Mauer abrupt ein beeindruckender Panoramablick über den mittleren und oberen Rheingau hinweg bis ins Rhein-Main-Gebiet und zum Odenwald. Jenseits des Rheines ragt die Rochuskapelle aus dem Wald des Rochusberges, dahinter breitet sich das rheinhessische Hügelland aus. Bei gutem Wetter ist am Horizont ein Tafelberg erkennbar – der Donnersberg in der Pfalz. Bänke laden zum Verweilen ein. Der Blick fällt auf die Skulpturenwiese mit sechs Säulen zu Visionen der heiligen Hildegard. Es sind Kunstwerke von Sr. Christophora, der Keramikerin des Klosters.
Nachdem Sie genügend Kraft für die kurze Wanderung getankt haben, geht es anfangs im Weinberg leicht bergan zum Abzweig des Klostersteiges in Richtung Ebenthal. Wir schlendern hier weiter geradeaus auf dem Weinbergsweg (gleichlaufend mit dem Rheinsteig) und laufen an „Hildegards-Ruh“ vorbei. Kurz darauf biegt die Route nach rechts ab und bringt uns zur Straße, die von Rüdesheim zum Niederwalddenkmal führt.
Hier zweigt unsere Route nach rechts ab und steigt durch ein kleines Waldstück kurz hinauf zum Ebental-Plateau. Hier fühlt man sich urplötzlich in eine andere Gegend versetzt. Es ist nichts mehr zu sehen von Rhein und Wein, stattdessen erwartet uns stilles Land; offen, frei, einsam.
An der folgenden Weggabelung geht es links bis zu einem kleinen Naturschutzgebiet. Dort biegen wir nach rechts (Richtung Norden) ab und wandern leicht aufwärts entlang der Wiesen und Felder bis zum nächsten Abzweig. Links von hier sieht man in den Sommermonaten ein 70.000 qm großes Maislabyrinth, das einen Besuch lohnt.
Unser Weg führt nun nach rechts an dem Naturschutzgebiet mit kleinem, schilfeingerahmtem Teich vorbei wieder über freies Feld und Wiesen in die Nähe des Petershofs, dem größten Schweinemastbetrieb im Rheingau-Taunus-Kreis. Dort münden wir nach rechts auf den Klostersteig ein. An der Ruheliege unter der Eiche kann man noch einmal den Blick vom Ebental ins Rheintal und über den Rhein nach Rheinland Pfalz genießen.
Nehmen wir die Ruhe und unberührte Natur noch etwas mit, bevor wir weiter unten den atemberaubenden Blick auf Rüdesheim, Eibingen, die Weinberge und den Rhein wieder haben. Die Türme der Abtei St. Hildegard, die plötzlich links in den Blick kommen, künden das Ende der Rundtour an. Nun darf man sich getrost auf ein Stück hausgemachten Kuchen mit leckerem Dinkelkaffee oder auch herzhafte regionale Snacks und ein alkoholfreies Dinkelbier oder einen klostereigenen Wein freuen. In dem integrativen Café arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung und Lernbehinderung mit großer Leidenschaft und Hingabe für das Wohl der Gäste. Das „Herzlich willkommen" kommt von Herzen und es schließt sich ein ernstgemeintes „Auf Wiedersehen" an.
Impressionen
Parkplatz der Abtei St. Hildegard
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WIESBADEN RHEINGAU
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